PAULITSCH LAW NEWSVorsicht vor „Love Scams“ beim Handel mit Kryptowährungen

2022-11-07

Der moderne Liebesbetrug, auch „Love Scam“ oder „Romance Scam“ genannt, setzt sich auch immer mehr in der Kryptowelt durch. Der Love Scam ist eine Form des Internetbetrugs, die bereits seit Jahrzehnten existiert. Dabei bedienen sich Betrüger gefälschten Profilen auf Online Dating Plattformen oder Sozialen Medien und spielen ihren Kontakten bzw späteren Opfern Verliebtheit oder sogar eine Liebesbeziehung vor. Dies mit dem alleinigen Ziel, ihrem Gegenüber finanzielle Zuwendungen herauszulocken.

Die Opfer werden bei dieser Betrugsform besonders stark belastet. Einerseits erleiden sie meist einen sehr hohen finanziellen Schaden, andererseits fühlen sich zahlreiche Betroffene emotional betrogen und sind beschämt, auf diese Masche hereingefallen zu sein. Schulden und Vertrauensverlust sind oft Folgen eines Love Scams. Es wird die große Liebe vorgespielt und dabei skrupellos abkassiert. Nach dem Motto „Liebe macht blind“ erkennen die Opfer meist erst sehr spät, dass sie über einen längeren Zeitraum hindurch massiv getäuscht wurden und die Person, zu welcher sie eine emotionale Beziehung aufgebaut haben, tatsächlich nicht existiert.

In letzter Zeit konnte ein großer Anstieg von Love Scams in Verbindung mit Kryptowährungen (Bitcoin, Ethereum, Tether usw) verzeichnet werden. Dabei machen sich die Betrüger nicht nur die Gefühle der Opfer zu Nutze, sondern auch fehlende Kenntnis und den gleichzeitigen Hype im Kryptobereich. Schließlich finden sich viele Schlagzeilen zu Personen, die durch den Handel mit Kryptowährungen in kurzer Zeit großen Reichtum erreichten. Zudem kommt es den Betrügern zu Gute, dass Kryptowährungen länderübergreifende Transaktionen ohne die Einschaltung von Banken innerhalb weniger Minuten ermöglichen. Getätigte Überweisungen können außerdem nicht mehr einseitig durch das Opfer abgebrochen oder rückgängig gemacht werden. Die finanziellen Schäden durch diese Taten sind enorm.

Crypto Love Scam

Bei einem Crypto Love Scam werden spätere Opfer, wie auch bei einem üblichen Love Scam, über eine Dating Plattform oder Soziale Netzwerke wie Instagram, WhatsApp oder Facebook, von den Tätern spontan angeschrieben. Dies entweder über ein sogenanntes „Love-Match“, vorgespieltes Interesse oder ein behauptetes Versehen (Telefonnummer verwechselt). Die Täter verwenden dazu falsche Profile bzw Telefonnummern. Die Fotos zu ihrer Person sind meist gefälscht, teilweise aber auch von Profilen fremder, ahnungsloser Personen gestohlen. Durch zahlreiche Nachrichten und Anrufe, gefüllt mit Komplimenten und persönlichen Details, wird Interesse geweckt und langsam das Vertrauen zu den Personen aufgebaut. Der Kontaktaufbau durch die Täter ist intensiv; Opfer erhalten jeden Tag meist mehrere Anrufe und Nachrichten. Sobald die Täter das Gefühl haben, dass ihr Opfer ihnen genug vertraut, beginnt die tatsächliche Abzocke.

In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass auch die Plattform LinkedIn, die grundsätzlich zur Verknüpfung mit Geschäftskontakten dient, aktuell ein beliebtes Ziel für derartige Cyber-Betrüger ist. Auch diesfalls werden Fake-Profile verwendet und über einen längeren Zeitraum Kontakt und Vertrauen aufgebaut, bis schließlich der Vorschlag zu einem wasserdichten Investment kommt. Es wird dabei somit keine Liebesbeziehung, sondern eine vermeintlich gute und vertrauenswürdige Geschäftsbeziehung vorgespielt.

Zur Abzocke: In Verbindung mit Kryptowährungen erzählen die Betrüger ihren späteren Opfern, dass sie oder enge Verwandte und Bekannte erfolgreich mit Kryptoassets handeln. Die Investments seien äußerst lukrativ und hätten sie reich gemacht. Es könne mit wenig Geld, geringem Risiko und in kurzer Zeit ein hoher Gewinn erzielt werden. Da die Opfer meist noch keine Berührungspunkte mit Kryptohandel oder -investments hatten, wird ihnen diesbezügliche Unterstützung angeboten. Dieses verlockende Angebot, vermengt mit einer vermeintlichen Liebelei führt dazu, dass viele Opfer darauf einsteigen und Gelder in Kryptowährungen investieren.

Die Opfer werden meist dazu angeleitet ein Kundenkonto samt sogenannter „Wallet“ bei gängigen Handelsplattformen wie Binance, Kraken, Coinbase usw einzurichten. Das für weitere Investitionen dienende Geld soll vom Bankkonto an eine solche Handelsplattform („Exchange“) überwiesen werden. Nachdem das Geld auf der Handelsplattform in Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum, Tether usw getauscht wurde, werden diese Kryptowerte schließlich an eine von den Betrügern bekanntgegebene Wallet Adresse weitertransferiert. Die Kryptowährungen scheinen in Folge auf dem Kundenkonto der von den Betrügern empfohlenen Handelsplattform auf und auch die Handelsaktivitäten sind verfolgbar. Nach kurzer Zeit sind bereits sehr hohe Gewinne ersichtlich. Tatsächlich sind all diese Darstellungen falsch und die transferierten Kryptowerte befinden sich nicht auf der Plattform, sondern bei den Betrügern. Teilweise werden zu Beginn sogar noch kleine Auszahlungen an das Opfer durchgeführt, um darzustellen, dass dies problemlos funktioniert. Zudem geben die Täter teilweise vor, ihre Opfer mit eigenen Kryptowerten zu unterstützen, damit diese in höhere Gewinnklassen oder Investitionsstufen einsteigen können und das Vertrauen zu den Betrügern verstärkt wird. Tatsächlich stellen die Betrüger jedoch keine Kryptowerte zur Verfügung.

Sobald jedoch das Opfer die Auszahlung eines höheren oder des gesamten Gewinns beantragt, werden von der betrügerischen Handelsplattform zunächst weitere Zahlungen gefordert. Dies aufgrund von angeblich zu leistenden Kautionen oder Liquiditätsnachweisen. Oft wird auch mitgeteilt, dass Steuern oder Gebühren zu zahlen wären, damit der Gewinn ausbezahlt werden könne. Dies verleitet die Opfer zu weiteren Einzahlungen. Die Auszahlung scheitert in Folge jedoch weiterhin, ua auch unter dem Vorwand, dass ein Teil der Kryptowerte von den Tätern als Unterstützung geleistet wurde und eine Verifizierung daher nicht möglich sei. Der Prozess müsse dann wiederholt werden.

Die Betrüger agieren dabei höchst professionell. Den Opfern ist es meist äußerst unangenehm über den Betrugsverdacht zu sprechen. Es besteht oft eine falsche Scham, dass sie „auf so etwas“ hineinfallen konnten. Dies ist auch den Betrügern bekannt, weshalb es in vielen Fällen nicht einmal zu einer strafrechtlichen Anzeige kommt. Wir unterstützen unsere Mandanten über diese falsche Scham hinwegzukommen und ihre Recht geltend zu machen. Jeder kann Opfer eines solch organisierten Betrugs werden, unabhängig von der Gesellschaftsschicht und des Alters.

Warnsignale zu Crypto Love Scams

  1. Es handelt sich bei dem Gegenüber um ausländische Personen. Dates bzw Treffen sind „daher“ nicht möglich. Videocalls werden mit ständigen Ausreden abgesagt oder verschoben (zu schüchtern, schlechte Verbindung usw).
  2. „Love Bombing“ – man wird mit Liebesbotschaften und Komplimenten überschüttet. Und zwar von Beginn an.
  3. Das Thema wird bereits nach kurzer Zeit auf Kryptoassets gelenkt und Investitionen in diesem Bereich als hoch verlockend dargestellt. Es wird Unterstützung bei dem Handel mit Kryptowährungen angeboten bzw eine Handelsplattform weiterempfohlen und Screenshots zu erfolgreichen Investitionen übermittelt.

Sollten Sie Opfer eines Love Scams geworden sein oder einen diesbezüglichen Verdacht haben, stehen wir Ihnen gerne für ein erstes kostenfreies Gespräch zur Verfügung. Wir arbeiten mit höchster Diskretion und unterstützen Sie in dieser schwierigen Zeit mit professionellem Rat im Bereich Kryptobetrug. Wir analysieren Ihren Fall und besprechen mit Ihnen die möglichen rechtlichen Schritte. Dies einerseits im Hinblick auf die Rückverfolgung der betrügerisch entlockten Vermögenswerte und der Geltendmachung von Schadenersatzansprüchen sowie einer strafrechtlichen Anzeige und Kooperation mit den für Kryptobetrug eingerichteten Spezialeinheiten in Österreich.

Wir empfehlen Ihnen zudem folgende wichtige Schritte bei einem Krypto-Betrugsverdacht zu setzen: Erste Schritte bei Kryptobetrugsverdacht. Weitere Zahlungen sollten keines Falls durchgeführt werden, insbesondere auch keine Zahlungen von vermeintlichen Steuern, Gebühren, Kautionen oder Liquiditätsnachweisen.

Weiteres zum Thema Kryptobetrug finden Sie in unserem Blog.

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